Interview mit David Winning



David Winning war einer der Regisseure von Stargate Atlantis in der ersten Staffel. Wir sind dankbar, dass er sich die Zeit genommen hat, uns ein paar karriereorientierte Fragen zu beantworten.

49CAN: Ihre Atlantis Episode "Childhood’s end" hat drei Preise für die beste Regie gewonnen. Was macht Ihrer Meinung nach diese Episode und Ihre Regieführung zu etwas besonderem?

DW: Childhood's End ist eine Geschichte über Leidenschaft und Verständnis. Sheppard und sein Team machen eine Bruchlandung auf einem Planeten, wo nur Kinder wohnen; niemand wird dort älter als 25. Unsere Helden lernen dann auch bald den Grund dafür kennen. Die Serie liefert den Fans interessante Dilemmas und politische Auswahl; wieviel Eingreifen ist zu viel bei einer anderen Kultur -- und was ist der echte Grund für die Forschungsarbeit der SG Teams. Ich arbeite gerne mit Kindern; das hat wirklich Spaß gemacht. Cleo und Casta gespielt von Jessica Amlee und Sam Charles waren beide toll und hatten für ihr Alter ziemlich viel Schauspielerfahrung. Aber ich denke, der herausfordernste Part war das Schaffen dieses Walddorfes, in dem die Kinder lebten. Das Effekte-Team war toll - die Baumhäuser waren echt. Die Set-Dekoration war unglaublich toll. Das Dorf ging endlos weiter. Ich wünschte, wir hätten die Zeit gehabt, es komplett zu filmen und auch zu zeigen. Vielleicht in der Filmversion. Ich denke, es macht immer Spaß, etwas zur Basis einer Serie beizutragen, weil dann erst jeder noch seinen Weg finden muss. Childhood war solch eine frühe Episode und es war faszinierend zu sehen, wie der talentierte Cast die Charaktere formte. Ich mag es, mit Gruppenspannungen zu spielen, z. B. als Aries anfängt, manischer und defensiver zu werden. Eine Art böse Qualität der Dorfbewohner im Gegenzug zur Unschuld der Jugend. Was man noch über die Folge wissen sollte: drei Szenen wurden rausgeschnitten, wegen der Zeit. Ich neige dazu, zu viel zu drehen und am Ende fällt immer was weg. Es war eine Szene mit Teyla dabei, wo sie eine schwangere Bewohnerin nach dem Ursprung für das Opfer fragt - eine kurze Szene, die ich mochte, die aber geschnitten wurde. Die Ankunft des Teams in dem Walddorf war eine lange Steadycam-Fahrt durch einen sich windenden Pfad im Dorf und es wurden alle Kinder gezeigt, die aus ihren Verstecken kamen, um die Gruppe zu begrüßen. Leider fiel das auch weg - leider, weil es die Tragweite des Dorfes zeigte. In der endgültigen Version kommt die Gruppe einfach nur bei dem Schrein an, als die Strickleiter runtergeworfen wird. Und dann war da noch eine kurze Unterhaltungsszene zwischen Keras und Aries im Baumhaus, bevor sie vor die Gruppe treten.

49CAN: Als Sie zur Atlantis Crew kamen, war es eine Mischung aus altem (von SG1) und neuem Personal. Denken Sie, diese Mischung war von Vorteil für die Serie oder haben Sie andere Präferenzen?

DW: Zunächst mal - es war ein tolles Skript vom damaligen Atlantis Story editor UND jetzigen Produzenten Martin Gero. Jede neue Serie ist eine Herausforderung, weil man die Erwartungen der Fans nicht enttäuschen will. Die Handlung wurde fast ausschließlich an Außendrehorten in einem wunderschönen Wald in Langley gefilmt, wo das Art Department ein tolles Walddorf geschaffen hat. Nur 2 Szenen, andere als bei Atlantis command, wurden im Studio gemacht – Keras’ Baumhaus, wo sich die Gruppe das erste Mal trifft, war ein großes Set und dann war da ja noch die Puddlejumper Szene am Anfang. Es ist ein körperlich anderes Stargate, was in einem unglaublichen riesiegen neuen Atlantis-Hauptkomplex liegt. Die zwei Bühnen liegen räumlich nur 10 Meter weit weg und teilen sich in zwei riesige Soundstages auf, in Burnaby. Einer der Produzenten, John Smith, unterstützte meine Karriere in Vancouver in 1992 mit der Cannell Series "Street Justice" mit Carl Weathers in der Hauptrolle. Ich verdanke ihm viel und wir blieben in Kontakt über die Jahre. Bei der lokalen Filmpreisverleihung vor ein paar Jahren grüßte ich ihn und Brad Wright im Vorbeigehen und beide meinten, mit Atlantis könne es etwas werden. Brad hatte eine Episode für Neonrider geschrieben, wo ich auch Regie geführt habe. Er mochte meine Arbeit und ich hoffte, er würde sich daran erinnern. Habe seitdem immer die Daumen gedrückt. Ich hatte versucht, bei Stargate zu arbeiten, seit die Serie in Vancouver begann. Leider hat das bei Stargate SG1 nicht geklappt, daher fand ich es toll, dass ich wenigesten bei der ersten Staffel von Atlantis dabei sein konnte. Tolle Erfahrung mit einer unglaublichen Crew, Darstellern und Produzenten. Ich hoffe auch noch, dass ich noch mal zum Regieführen eingeladen werde, aber das ist offen. Dann müsste ich mich da auch erst wieder einarbeiten. So sehr ich Kurt Russell und James Spader mag - den Film fand ich nicht so toll. Für mich hat Richard Dean Anderson die Rolle lustiger und menschlicher dargestellt und deshalb ist die Serie besser. Ich denke, die Produzenten wollten die Serie mit einer neuen jungen Gruppe von Forschern, angeführt von Joe Flanigan als Major John Sheppard aufpeppen. Das Team entdeckt ein anderes Stargate in einer weit entfernten Galaxis und baut dann die Basis in der legendären verlorenen Stadt von Atlantis auf. I denke, die größte Herausforderung der Serie damals war und ist, den Zuschauern gerecht zu werden, die auch schon bei SG-1 so lange dabei waren und zur gleichen Zeit auch noch was Neues zu bringen, was ja dann auch geklappt hat.

49CAN: Was ist Ihr Lieblingsgenre und warum?

DW: Mein Lieblingsfilm ist Kubricks "2001", den ich schon in jungen Jahren gesehen habe. Ich war immer sehr beeinflusst von der ersten StarTrek Serie in den 60er Jahren. Scifi ist ein wichtiges Genre für mich, aber um ehrlich zu sein - es zieht mich mehr zu Action Thrillern. Ich traf die Entscheidung, mich in diesem Geschäft zu tummeln im Jahre 1976, als ich John Schlesingers MARATHON MAN sah - einer der besten Thriller überhaupt.

49CAN: Welche Erfahrung aus der Atlantisserie haben Ihnen bei weiteren Projekten geholfen und wie?

DW: Es war toll, wieder mit alten Freunden zusammenzuarbeiten. David Hewlett hatte für meinen zweiten Kinofilm (Killer Image) in 1990 vorgesprochen; mit Rainbow Sun Francks habe ich bereits vorher in Toronto zusammengearbeitet, wo er einen Cotton Club Gangster in einer Episode der Pax Series TWICE IN A LIFETIME namens Moonshine Over Harlem spielte, bei der ich Regie führte. Wir hatten eine tolle Zeit zusammen bei der Arbeit mit Earle Hyman, der jahrelang Cosbys Dad im Fernsehen spielte. Mit Rachel habe ich auch gern gearbeitet. Ich hatte eine unglaubliche Zeit bei der Arbeit zusammen mit Courtenay J. Stevens, der eine sehr bewegende Darstellung als Held Keras ablieferte. Auch die Arbeit mit Dominic Zamprogna, der den Antagonisten in der Serie, Aries, spielt, war gut. Ich hatte ihn seit 1993 in Montreal nicht gesehen, wo er als Kinderdarsteller bei Folgen von "Are you afraid of the Dark?" (Nickelodeon). Er war damals sehr gut und er war auch hier sehr gut als Gegenpol.

49CAN: Mit welchen Darstellern würden Sie gern noch mal zusammenarbeiten und warum?

DW: Meine Antwort ist immer die gleiche. Mein Traumprojekt ist es, bei einem guten Thriller Regie zu führen, für Paramount Pictures; ich möchte in Hollywood drehen. Ein nettes William Goldman Skript wäre auch nicht schlecht. Oder die verbale Brillianz eines Coen Brothers Skripts, aber dann hätte ich all den Druck, besser Regie zu führen, als sie es tun würden. was wahrscheinlich unmöglich wäre. Ich hatte schon das Vergnügen, einige Idole meiner Kindheit zu treffen und mit ihnen zu arbeiten. Einige erst kürzlich. z.B. Bruce Dern aus SILENT RUNNING in einem Monsterfilm namens SWAMP DEVIL!

49CAN: Kommende Projekte? Was steht an und was können Sie uns darüber erzählen?

DW: Nun ja, es macht Spaß. Ich entwickele gerade zwei unabhängige Filmprojekte für den Sommer und den Herbst - wahrscheinlich drehen wir in Kanada. Ich wurde außerdem gerade erneut kontaktiert wegen eines neuen Projektes in Indien, von Wes Craven. Ebenfalls kürzlich habe ich mit einer Produktionsfirma gesprochen wegen eines Spionage Thrillers, der diesen Sommer in Hawaii gedreht werden soll. Es ist immer etwas in der Warteschleife. Das Tolle an diesem Job ist, dass man nie wirklich weiß, was man nächste Woche macht. Ich habe vor Jahren mal eine Tour im JFK Museum in Dallas gemacht und dort erreichte mich ein Anruf aus Ungarn wegen ABC'S DINOTOPIA Serie - zwei Tage später war ich in Besprechungen in Budapest! Und dann haben wir dort drei Monate gedreht. Flugmeilen zu sammeln kann in diesem Job sehr hilfreich sein. Andromeda, die Familie und die Serie, waren beides Glücksgriffe für mich. Ich mochte die Dramatik dort und ebenfallsl trifft das auch auf die PAX-Serie TWICE IN A LIFETIME zu. Ich habe dort in 1999 und 2000 bei 10 Folgen Regie geführt und mit einem brillianten Autorenteam zusammengearbeitet. Steve Brackley und Pam Long. In der ersten Staffel war auch Barney Rosensweig dabei, der Charlie's Engel in den 70ern geschaffen hat. Die Serie war eine gute Mischung aus Humor und bittersüßem Drama und ich hatte die Chance, bei ein paar sehr guten Gastdarstellern Regie zu führen: von Patrick Duffy zu Michelle Phillips, Markie Post, Bruce Boxleitner, Earle Hyman, Daniel Baldwin, Martin Mull, Jere Burns and Brent Carver.

49CAN: LA versus Vancouver ? Sie wohnen zur Zeit in LA. Wo ist Ihrer Meinung nach die beste Umgebung, um Filme zu macen und warum?

DW: Ich wurde in Calgary, Kanada geboren und lebte dort 30 Jahre. Dann zog ich wegen der Arbeit Anfang der 90er Jahre nach Vancouver und dann später nach Süden nach LA in 1996. Ich bekam meine Greencard und dann fünf Jahre später nach einigem Hin und Her mein US-Staatsbürgerschaft. Offiziell habe ich jetzt 2 Pässe. Ich liebe LA. Es ist eine Oase und ein Hafen, wo ich ausruhen kann. Um ehrlich zu sein - ich bin selten dort wegn all der beruflichen Reiserei. Ich verbringe praktisch meine Ferien dort. Die meiste Zeit teilte ich in den letzten Jahren zwischen Vancouver und Toronto auf. Ich mag Urlaub eigentlich nicht so gern. Ich arbeite lieber. Glücklicherweise hat es mir die Arbeit ermöglicht, Arbeit und Urlaub in Osteuropa, Schottland und England mit einander zu verbinden. Ich bin wahrscheinlich am glücklichsten, wenn ich aus einem Flugzeug komme und anfangen kann zu arbeiten. Es ist nie genug Zeit, um alles zu erledigen.

49CAN: Einige Kanadier denken, es würde im Filmgeschäft einen Unterschied machen, wenn es einen Kanal nur für kanadische Produktionen gäbe. Was halten Sie davon und was würde Ihrer Meinung nach kanadischen Produktionen helfen erfolgreicher zu werden?

DW: Das ist schwarz-Weiß-Denken. Es sollte keine Unterschiede geben. Unterhaltung ist Unterhaltung. Als ich jünger war, war ziemlich offensichtlich, wenn eine Serie oder ein Film aus Kanada war. Ich denke, wir haben in der Zwischenzeit ein paar tolle Erfolge erzielt. Die Zuschauer können nicht mehr so einfach sagen, ob es eine kanadische oder US Serie ist. Angefangen mit Akte X wurden in den letzten 10 Jahren einige der besten Scifi-Serien in Vancouver gedreht.

49CAN: Auf welches Ihrer Projekte sind Sie am meisten stolz und warum?

DW: Es gab so viele tolle Momente über die Jahre. Am liebsten erinnere ich mich an "EXCEPTION TO THE RULE" bei 1997er Houston Film Festival; das Kino war dort ausverkauft. Wir gewannen den Preis für den besten Thriller in dem Jahr und es war eine wilde Nacht. Es gibt nichts besseres, als einen deiner Filme zusammen mit 600 begeisterten Kinogängern zu gucken. Die Leute sprangen auf und lachten an den richtigen Stellen und anschließend beantworteten Michael Bateman, der Filmeditor, und ich über eine Stunde lange Fragen. Ich denke, da hat sich die Arbeit richtig ausgezahlt. Ich bin auch stolz darauf, die ersten drei Preise für Atlantis gewonnen zu haben und ich denke, die Serie wird noch weitere Preise gewinnen. "Childhood's End" erhielt Preise in New York , Chicago und Houston . Ich war stolz, es zu repräsentieren. Ich bin auch stolz in einer so anstrengenden Branche überleben zu können. Es gab eine Menge Auf und Abs in den vergangenen Jahren. Ich mochte wirklich die Arbeit bei Andromeda und es tat mir leid, zu sehen, dass es nicht fortgeführt wurde. Ich kann mich lebhaft dran erinnern, dass ich mit 14 Jahren jeden Tag nach der Schule nach Hause gerannt bin, um die Wiederholungen der ersten StarTrek Serie zu sehen, auf einem alten schwarzweiß Fernseher im Keller meines Elternhauses. Es ist ziemlich cool, nach drei Jahrzehnten alles abgeschlossen zu haben und immer noch das Gefühl zu haben, etwas zu Roddenberrys Vermächtnis beigetragen zu haben. Karrieren scheinen manchmal lustige Wege zu gehen. Anfang der 90er Jahre konnte ich nicht aus dem Kinderfernsehen rauskommen (Goosebumps, Afraid of the Dark? Sweet Valley High); dann war mich der Lance Henriksen Thriller PROFILE FOR MURDER abrupt in die Welt der Erwachsenen zurück. Jetzt bewege ich mich im Bereich Scifi. Es macht Spaß. Es ist immer schön, wenn man was macht, was man seiner Mutter auch mal vorführen kann.

49CAN: Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, um Karrierekorrekturen vorzunehmen, was würden Sie ändern?

DW: Ich hätte wahrscheinlich den Kampf an einem anderen Ort angefangen. Ich dachte oft, als ich Anfang 20 war und versuchte, mein Projekt "STORM" umzusetzen, es wäre einfacher gewesen, wenn ich da schon in LA gewohnt hätte. Vielleicht wäre ich da schneller fertiggeworden. Auf der anderen Seite führt der ständige Kampf dazu, dass man lernt; man wird auch stärker dadurch. Mir ist nichts einfach nur so in den Schoß gefallen. VIELEN DANK AN ALL DIE FANS. Weitere Infos über mich gibt es bei www.DavidWinning.com.

49CAN: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, so ausführliche Antworten zu geben.