Vancouver – von kanadischen Schauspielern empfohlen

Es gibt viele Gründe nach Vancouver zu kommen: als Zwischenstopp für einen Weiterflug nach Hawaii, als Ausgangspunkt für eine Rundreise durch den kanadischen Westen oder um per Boot eine Fahrt entlang der Sunshine Coast und der Misty Fjords nach Norden Richtung Alaska zu unternehmen.

Allerdings hat die Stadt Vancouver mehr zu bieten als einen Flughafen, einen Kreuzfahrtschiffsanleger und Wohnwagen- und Mietwagenstationen. Wer bereit ist, sich auf die Stadt zwischen dem pazifischem Ozean und den Bergen einzulassen, wird feststellen, dass man gar nicht so weit fahren muss, um die Vielfalt Kanadas zu entdecken.

Der Großraum Vancouver, von Kennern der Filmszene liebevoll „das Hollywood des Nordens“ genannt, zeichnet sich durch einen Vielzahl unterschiedlicher Gegenden aus, u. a. auch ein Grund dafür, dass US-Filmgesellschaften hier so gerne drehen. Ohne weite Wege finden sich geeignete Drehorte, um „Europa“, „Asien“, „Dschungel“, „Wüste“ oder andere Gegenden abzubilden – vom vorhandenen Schauspieler- und Crew-„Material“ erst gar nicht zu reden.

Wir haben gebotene Gelegenheiten genutzt, genau diese Gruppe Menschen, Schauspieler und Crew-Mitglieder aus Vancouver und Umgebung, danach zu fragen, was sie an Vancouver für besonders empfehlenswert halten. Unter den Befragten befinden sich gebürtige Kanadier, aber auch Personen, die nur einen Teil ihres Lebens in Kanada verbracht haben und teilweise noch verbringen. Was also macht nun Vancouver aus der Sicht dieses Personenkreises aus?

Zunächst einmal wird aus den Antworten klar, dass es schwer fällt, sich für eine bestimmte Sache zu entscheiden. Vancouver bietet alles – von Kultur über Einkaufen bis hin zu Sport oder Erholung. Da muss wohl jeder für sich selbst entscheiden, was ihm am liebsten ist.

Wenn man sich für’s Einkaufen begeistert, empfiehlt Frida Betrani die Robson Street. An dieser breiten Straße in Downtown Vancouver liegen nicht nur viele Hotels – es finden sich dort auch alle Arten von Restaurants und von Geschäften, die so ziemlich alles abdecken, was der Konsumgütermarkt so hergibt – von Markenboutiquen über Schuhgeschäfte, Einzelhändler, die Produktnischen besetzt halten, aber auch in die Architektur der Stadt geschickt integrierte Einkaufszentren, die teilweise im Souterrain der Bürotürme liegen und manchmal sogar die Fläche des kompletten Blocks umfassen. Die größte Mall in Downtown Vancouver befindet sich im alten Gebäude der Hudson Company an der Ecke Granville und Georgia und erstreckt sich über zwei Straßenblöcke. In diesem Konsumtempel allein finden sich über 200 Geschäfte. Da sollte kein Einkaufswunsch unerfüllt bleiben.

Wer sich für das „alte“ Vancouver interessiert, dem legt Enid Raye Adams das Gebiet an der Waterfront und Gastown nahe. Gastown ist der alte Kern von Vancouver, aus der Zeit, als Vancouver noch ein Pelzumschlagplatz der Hudson Bay Company war. Hier finden sich noch Gebäudekomplexe der Architektur des beginnenden 20. Jahrhunderts, die alte Dampfuhr, die alle 15 Minuten ihrem Namen alle Ehre macht und „abdampft“ und das Denkmal des Gassy Jack, der als Gründer von Gastown (und somit von Vancouver) gilt.

Wer lieber relaxt und gut isst, aber sich etwas abseits vom Trubel der Innenstadt aufhalten will, dem rät Enid Raye Adams, nach Deep Cove zu fahren. Von Vancouver Downtown aus bedeutet dies mit öffentlichen Verkehrsmitteln eine Überfahrt mit dem Seabus nach Nord Vancouver, eine Busfahrt nach Phibbs Exchange und dort ein Buswechsel in den Bus nach Deep Cove. Wer von Busfahrplänen unabhängig sein möchte, sollte dorthin lieber mit dem Wagen fahren.

Deep Cove selbst besteht aus einem kleinen Orts-Kern mit Restaurants und Geschäften und dann aus zahlreichen, meist einzeln stehenden Wohnhäusern, die sich - mit Meerblick - an der Küste entlang ziehen. Man kann in Deep Cove Kajaks ausleihen oder Drachenboot fahren. Es führen aber auch Spazierwege am Ufer entlang. Von der sonnenscheinverwöhnten Bucht hat man einen guten Blick auf den Belcarra Regional Park.

Theater- und Filmschauspieler Bill Dow, bei Stargate besser als „Dr. Seymour Lee“ bekannt, empfiehlt, sich Vancouver mit dem Rad zu „erarbeiten“. Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus erscheint es allerdings nicht ratsam, mit dem Fahrrad in der Hauptverkehrszeit auf den Hauptverkehrsstraßen, die Downtown Vancouver durchkreuzen, unterwegs zu sein. Örtliche Empfehlungen von Bill Dow zielen da auch eher auf Granville Island und die Strände am False Creek ab.

Auf Granville Island ist Autoverkehr nur bedingt zugelassen und dort einen Parkplatz zu finden ist eher utopisch. Daher würde es sich anbieten, dorthin mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie dem Bus, der Fähre oder dann doch mit dem Fahrrad zu fahren. Die Insel unter der Granville Bridge beherbergt Theater, Restaurants, kleine Geschäfte und Boutiquen, ein Kinderspielzeugland, ein Modelleisenbahnmuseum und einen Markt, wo man Frisches kaufen und auch gleich essen kann. Der Nachteil von Granville Island ist, dass dort um 18:00 Uhr praktisch die Bürgersteige hochgeklappt werden. Die Geschäfte schließen dann und nur noch die Restaurants, Bars und die Theater sind geöffnet. In den Biergärten der Restaurants kann man allerdings wunderbar den Sonnenuntergang genießen, bei dem die Wolkenkratzer am False Creek durch das verblassende Sonnenlicht golden eingefärbt werden.

Egal auf welcher Seite vom False Creek man sich befindet – es führt immer ein Rad- und Fußweg am Wasser entlang – die sogenannte Sea-Wall /Meeresmauer. Auf der Downtown-Seite führt die Sea-Wall von der Plaza of Nations an der Granville- und Burrard-Brücke vorbei, an der English Bay entlang, bis hin zum Stanley Park.

Insbesondere diese Strecke empfiehlt auch Alex Zahara, der bei Stargate bereits in unterschiedlichen Rollen (u.a. als "Iron Shirt" oder als "Michael") zu sehen war. Die gesamte Runde um den Stanley Park ist 10 km lang und führt an einer Brackwasser Lagune und an diversen Stränden vorbei. Im Stanley Park selbst liegt das Aquarium von Vancouver, wo bis vor wenigen Jahren auch noch ein Orca gehalten wurde. Die Hauptattraktion des Aquariums zur Zeit sind drei Beluga-Wale. Beeindruckend ist auch noch das große Salzwasser-Schaubecken, wo man einen Eindruck von der Meeresfauna vor der Küste Vancouvers bekommt.

In dem Bereich des Parks, wo das Aquarium liegt, befindet sich auch ein Platz mit Totempfählen. Man hat von dort aus einen wunderschönen Ausblick auf die Skyline von Vancouver. Bänke entlang der Sea-Wall laden dort zum Verweilen ein. Wer nicht zu Fuß oder mit dem Rad den Park erobern will, kann den ganzen Sommer über den Gratis-Shuttlebus benutzen, der den Stanley Park umrundet. So zirka alle 15 Minuten wird jede Haltestelle angefahren und alle wichtigen Haltepunkte sind im Programm. Der Fahrer des Shuttles informiert seine Fahrgäste über die Sehenswürdigkeiten, die rechts und links während der Fahrt vorbei gleiten, beispielsweise weist er auf alte Baumriesen hin, die im Wald vom Stanley Park zu finden sind. Und halten Sie im Shuttle-Bus die Augen offen- man weiß nie, ob nicht gerade irgendwo auch ein kanadischer Schauspieler einsteigt, der gerade ohne Engagement ist und mit seinem Kind zum Wasser-Spielplatz im Park unterwegs ist.

Stanley Park als zivilisiert zu beschreiben, wäre sicherlich übertrieben; es gibt im Park auch Flächen, die sich von normalem Wald kaum unterscheiden. In diesen Teilen des Parks sollte man dann auch des Nachts nicht unterwegs sein. Wer Wald lieber in Kombination mit Felsen und Höhen erleben möchte, der muss sich auf den Weg nach Nord-Vancouver machen. Robert Duncan empfiehlt zum Wandern den Lynn Canyon.

Wenn es in Vancouver im Sommer sehr heiß ist, findet man im Lynn Canyon Wasser und Schatten. Wem dem Wanderpfade entlang des Baches zu anspruchslos sind, der kann Lynn Canyon auch als Ausgangspunkt für den Aufstieg zum Grouse Mountain nutzen. Für diese Wanderung sollte man allerdings einen ganzen Tag einplanen - man kann allerdings auch müheloser zum Grouse Mountain hochfahren – mit der Gondel. Neben der Bergstation der Gondel findet sich ein Restaurant. Tagsüber wird auf dem Gelände oberhalb der Bergstation zweimal pro Tag eine Vogelflugschau geboten. Außerdem werden dort zwei Grizzly-Bären gehalten – die Tiere waren als Bären-Babies, von der Mutter verlassen, gefunden worden und sie sollen wieder ausgewildert werden, sobald sie alt, groß und schwer genug sind, sich selbst zu versorgen.

Zum Thema „was kann man in Vancouver am Abend unternehmen“ bekamen wir nur zwei Statements. Einer der Schauspieler, dessen Namen wir hier aber bewußt weglassen, brach für die Stringer-Clubs von Vancouver eine Lanze. Für diejenigen Vancouver-Besucher, die gerne nackte Haut sehen, aber auf Eintrittsgelder und verwässerte Drinks bei Nacht verzichten möchten, schlägt diese Person „Wrecked Beach“ – einen der wenigern FKK-Strände von Vancouver – vor; dieser Strand liegt in der Nähe der University of British Columbia. Aber schließen Sie bitte aus dieser Empfehlung nicht, dass Kanadier offener und weniger prüde als beispielsweise US-Amerikaner sind. Dieser Ratschlag kommt nämlich von einer Person, bei der man nie weiss, ob nicht doch wieder gerade nur auf Kosten anderer ein Witz gemacht werden soll.

Wer den Abend grundsätzlich etwas niveauvoller gestalten möchte, sowohl was die Höhe der Örtlichkeit als auch den sonstigen Anspruch angeht, dem legen wir eine Empfehlung von Christopher Judge dar: das Dreh-Restaurant „Cloud 9“ in der obersten Etage des ehemaligen Sheraton-Hotels, 2400 Robson Street. Dort wird man nicht nur kulinarisch von einem ***Sterne-Koch verwöhnt – in etwas mehr als einer Stunde vollendet die Restaurant-Plattform eine komplette Runde, bei der man - insbesondere beim Sonnenuntergang – einen atemberaubenden Blick auf die Stadt, den False Creek und dem Stanley Park hat. Das Restaurant hat täglich ab 17:30 Uhr geöffnet und es ratsam, telefonisch einen Tisch vorzubestellen. Ohne Reservierung kann es sein, dass man keinen Fenstertisch erwischt und auf einem Fensterplatz sollten Sie bestehen, um neben dem Essen die Aussicht zu genießen.

Wer bereits einmal in Vancouver gewesen ist, weiß, dass mit diesen Empfehlungen nur an der Oberfläche „gekratzt“ wurde. Mit Sicherheit findet sich hier für jedes Alter, jedes Wetter und jeden Geschmack etwas, das man unternehmen kann. Es wäre auf jeden Fall eine Unterlassungssünde, Vancouver nur als Durchgangsstation zu benutzen. Und immer daran denken: es besteht die Gefahr, dass Sie an die Stadt Vancouver ihr Herz verlieren.
Aber keine Sorge – es ist genug „Stadt“ für alle da.