Film-Review: Carts of Darkness
Carts of Darkness

Dieser kanadische Dokumentarfilm aus dem Jahr 2007 ist 59 Minuten lang und der Regisseur Murray Siple hat damit an seine früheren Erfolge als Snowboardfilmer angeknüpft. Seine Leistung ist insofern bewunderswert als Murray Siple nach einem Unfall querschnittsgelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Dem Hobby Snowboardfahren kann er somit nicht mehr frönen, aber es stellt sich heraus, dass Rennen mit Einkaufswagen ähnliche Adrenalinstöße hervorrufen.

Wer durch Vancouvers Straßen geht, hat sicherlich schon mal alte Einkaufswagen am Straßenrand liegen sehen. Murray Siple hat sich gefragt, warum die dort liegen und ist auf folgende Antwort gestoßen: Einige der Obdachlosen von Vancouver, die sich ein paar Dollar durch das Sammeln von Pfandflaschen verdienen, nutzen die Einkaufswagen nicht nur, um damit das Leergut zu transportieren. Nein, sie hängen sich auch auf den Wagen und fahren dann mit Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/Std. die steilen Straßen in Nord- und West-Vancouver hinunter. Gelenkt wird dabei mit einem Fuß, während der andere Fuß fest im Rahmen des Einkaufswagens verkeilt ist. Nicht ganz ungefährlich, wenn man bedenkt, dass ja auch noch der ganz normale Straßenverkehr unterwegs ist. Murray Siple erfährt bei seiner Recherche, dass auch nicht jeder Einkaufswagen für diese Rennen geeignet ist. Die besten Karren dafür kommen von Walmart.

Carts of Darkness

Murray Siple erhält während der Dreharbeiten auch tiefere Einblicke in die Lebensgeschichten der Flaschensammler von Vancouver und trifft dabei auf die unterschiedlichsten Schicksale. Er begegnet diesen Menschen mit Respekt und erhält dafür Vertrauen. Die Art und Weise, wie Siple diese Geschichten rüberbringt, ist sehr gefühlvoll, beschönigt aber nichts.

Untermalt wird das Ganze von passender Musik und genialen Landschaftsaufnahmen. Wer schon mal in Vancouver und am Nordufer unterwegs war, wird einige Stellen wieder erkennen. Schon allein dafür würde sich der Film lohnen. Ein Blick über den Tellerrand zu tun, um zu sehen, wie Menschen das Leben managen, die nicht auf Rosen gebettet sind, kann auf jeden Fall auch nicht schaden.

Der Film war für den Borso-Award nominiert, hat aber leider nicht gewonnen. Schade!

Regie: Murray Siple
Produzentin: Tracey Friesen
Musik: u.a. von Black Mountain, Ladyhawk, Vetiver, Bison und Alan Boyd