Interview mit Fabrice Grover

In dem DVD Film "Stargate - The Ark of Truth" spielen Sie die Rolle des "Amelius", also den Typen, der das betreffende Antikergerät erfunden hat. Dieser Film ist in den USA Mitte März 2008 auf den Markt gekommen.

S-P.de: Was können Sie uns über Ihre Stargate-Rolle erzählen?

FG: Zunächst einmal ist Amelius der Typ, der das Stargate erfunden hat. Ich denke, das ist wichtig für die Einordnung der Rolle - warum diese Rolle, die nur relativ kurz im Film zu sehen ist, mit dem Gegenstand, der dem Film den Titel gibt, und mit der Stargate Mythologie selbst so eng verbunden ist. Kann der Gebrauch einer mächtigen Technologie die Manipulation von Leuten rechtfertigen? Ich gehöre zu einer hochentwickelten Zivilisation, die an den freien Willen glaubt. Wie die Alteraner Frau in der ersten Szene des Films sagt: "wir glauben an das systematische Verstehen der physikalischen Welt durch Beobachtung und Experimente, durch Argumente und Debatten und insbesondere durch die Freiheit des Willens." Wir haben die Macht, die von mir entwickelte Technologie zu benutzen, um die Einstellungen unserer Gegner zu verändern, aber so wie die Ori meinen, unsere Technologie benutzen zu müssen, steht allem, was wir glauben entgegen, denn alle, auch die, mit denen wir nicht konform gehen, haben das Recht selbständig zu denken. Die Alteraner stellen fest, dass die Benutzung des Arks gegen die Ori einer Art Gehirnwäsche gleichkommt. Man würde sich auf die gleiche Stufe mit den Ori stellen. Also entschieden sich die Alteraner, diese Technologie nicht gegen die Ori einzusetzen.

Als alteranischer Wissenschaftler habe ich aber ein Problem damit. Ich kenne nicht die absolute Wahrheit und will anderen nicht meine Meinung aufdrücken, aber ich weiß, dass die Ori auf dem falschen Weg sind und die Leute kontrollieren wollen. Die Ori töten jeden, der sich ihnen widersetzt und sie rechtfertigen das mit dem Book of Origin, was sie selbst verfasst haben. Meine Rolle ist der Meinung, dass man den Ark sehr wohl gegen die Ori einsetzen sollte. Robert Cooper hat in einem Interview mit Gateworld gesagt, dass es nicht grundsätzlich falsch ist, an etwas zu glauben, aber dass es falsch ist, jemanden umzubringen, weil er nicht das glaubt, was man selbst für richtig hält. Meine Rolle sieht das ähnlich.

S-P.de: In Ihrem Blog sagten Sie, in der Schule hätten Sie allen erzählt, Sie wollten Erfinder werden. Warum sind Sie dann Schauspieler geworden?

FG: Als Kind habe ich teilweise meine kleine Schwester gebeten, mir mit meinen Erfindungen zu helfen. Einmal habe ich einen Haartrockner wieder zusammengebaut - nach der Schule im Kinderzimmer. Meine kleine Schwester kam dazu, um zu sehen, was ich mache, und ich bat sie, den Stecker in die Dose zu stecken. Ich muss wohl beim Zusammenbauen was falsch gemacht haben, weil es einen Kurzschluss gab und meine kleine Schwester sich mit dem Kabel am Bein verbrannt hat. Sie hat geweint und meine Eltern verboten mir, weiterzubasteln. Ich glaube, an dem Punkt habe ich aufgehört vorzugeben, ein Wissenschaftler zu sein. Aber ich glaube immer noch, dass ich ein guter Erfinder bin. Ein Schauspieler erfindet die Realität einer Rolle und der Welt, in der die Rolle lebt. Ich arbeite auch als Fotograf und auch dort erfinde ich dauernd Realitäten. Ich denke, jeder Künstler ist auch ein Erfinder. Der kreative Prozess an sich ist schon erfinderisch.

S-P.de: Wie haben Sie sich auf Ihre Rolle bei Stargate vorbereitet?

FG: Ich ging in die Serengeti und ritt auf wilden Kreaturen, bis ich die wahre Bedeutung des Lebens verstanden hatte.

S-P.de: Was können Sie uns über die Dreharbeiten Ihrer Szenen bei diesem Stargatefilm erzählen?

FG: Die Szenen, die wir für den Prolog des Films drehen, waren länger als letztendlich auf der DVD zu sehen ist. Ich schätze, eine lange philosophische Debatte über die Natur der Wahrheit ist ein nicht ganz so toller Anfang für einen Action-Film. Aber ich hatte Spaß bei diesem ursprünglichen Dialog. Die Produktion selbst ist wie eine gut geölte Maschine. Sie drehen ja Stargate SG-1 und Atlantis seit Jahren und ich konnte ein bisschen von den Wunderwerken, die sie hinter den Kulissen tun, beobachten. Jeder weiß genau, was zu tun ist und alles klappt einfach. Als ich dort eintraf, konnte ich all diese lauten Explosionen hören und mir wurde gesagt, ich müsse noch etwas warten, weil das Team noch ein einigen Effekten für Atlantis arbeiten würde. Als wir dann drin waren, ging alles ziemlich schnell. Robert hat alles bis ins letzte durchgeplant und die Kamerabewegungen erklärt und gesagt, was er von uns Schauspielern will. Wir machten eine Probe und dann wurde die Beleuchtung gemacht. Beide Szenen wurden an nur einem Tag gedreht.

S-P.de: Gibt es auch was Lustiges vom Set zu berichten?

FG: Als ich zu meiner Kostümanprobe kam, haben mich die Größe des Gebäudes und der Einsatz der Leute dort begeistert. Eine kleine Gruppe von sehr talentierten Leuten schafft dort alles, was man bei Stargate sieht. Und jedes noch so kleine Detail ist ihnen wichtig. Eine der Designerinnen kam auf mich zu und zeigte mir, was sie sich für die Alteraner ausgedacht hatte und fragte mich, was ich davon halte. Man merkt, dass sie alle ihre Jobs lieben und stolz auf das sind, was sie schaffen. Als ich dann eine Woche später für die Dreharbeiten wiederkam, ging ich in meinen Trailer, um das Kostüm anzuziehen und stellte fest, dass ich nicht wusste, wie ich den "Gürtel", der mit dabei war, festmachen sollte. Ich denke, wie die Szene beleuchtet war, wird man es noch nicht mal sehen. Dieser Gürtel war ganz anders als alles, was man sonst kennt. Und dann waren da noch die beiden seltsamen braun-grünen Lederstücke, die bei meinem Hemd hingen und wo ich gar nicht wusste, wozu es gut sein sollte. Also ging ich nach nebenan zu Simon Bradbury, der auch einen Alteraner spielt, und Simon sagte mir, diese Dinger seien "Gators". Und ich wusste nicht, was das sein sollte. Also habe ich mir diese Lederstrippen eng um die Arme gewickelt und bin dann zum Kostümtrailer rübergegangen, wo es dann gerichtet wurde. "Gators" gehören nämlich eigentlich an die Beine. Es war lustig, weil alle dort am Set genau wissen, was zu tun ist und man muss sich keine Sorgen machen. Man kann dort auftauchen und nicht wissen, wie man seinen Gürtel schließt und jemand kommt und erledigt das, bevor es überhaupt ein Problem wird. Das ist toll, weil solche Wissenschaftler-Typen wie ich, die ihre Freizeit damit verbringen, Stargates zu erfinden, manchmal ziemlich geistesabwesend sein können. Kennt ihr den Film, wo ein irrer Professor (Fred MacMurray, 1961) das Flubber erfindet. Diesen Film habe ich als Kind sehr gern gesehen. So geistesabwesend wie der Professor kann ich auch sein.

S-P.de: Theater vs. Film/Fernsehen? Klassisches Theater vs. modernes Theater? Vancouver Island Bühnen vs. Bühnen auf dem Festland? Was sind Ihre Favoriten und warum?

FG: Als ich am Set war, bemerkte ich, dass Robert C. Cooper als Alteraner nur Schauspieler mit klassischem Theaterhintergrund ausgesucht hatte. Simon Bradbury hat viele Jahre über beim Stratford Shakespeare Festival gearbeitet. Und Gabrielle Rose, die ein Alteraner Frau spielt, ist ebenfalls eine fantastische Bühnendarstellerin. Ich hatte vor kurzem das Glück, an der Seite von Gabrielle Rose im Stück "Maria Stuart" auf der Bühne zu stehen - für die Blackbird Theatergruppe im Vancouver East Cultural Centre. Gabrielle war eklektisch als Königin Maria. Ich habe an der University of British Columbia einen Abschluss im Fach Theater gemacht und da auch jede Menge klassische Texte mitbekommen, wo es auf Logik und Debatte ankommt - etwas wofür Shakespeare berühmt ist. Also wussten wir alle, worauf Robert mit seiner Debatte am Anfang des Films abzielte.

Bezüglich Film vs. Theater - die meisten Darsteller der alten Schule wie Marlon Brando, Al Pacino, Dustin Hoffman, usw. kamen vom Theater. Ich denke, das Theatertraining gibt einem die Fähigkeit, sich wirklich selbst zu verwandeln. Beim klassischen Training arbeitet man auch an seiner Stimme - man lernt, wie auch antike Texte lustig klingen können - oder modern oder natürlich. Vielleicht haben deshalb auch so viele Scifi-Darsteller einen Theaterhintergrund. Michael Shanks hat die gleiche Ausbildung wie ich an der UBC gemacht - allerdings ein paar Jahre früher als ich. Und David Nykl, den ich bei den Dreharbeiten zu "The Beast of Bottomless Lake" im Okanagan Valley letzten Sommer traf, hat daheim in Tschechien eines der wichtigsten Theater betrieben. Ich denke, man lernt eine Menge beim klassischen Theater, was man auch bei Film oder Fernsehen gebrauchen kann.

S-P.de: Wie sieht es mit einem Gastauftritt in der fünften Staffel von Atlantis aus?

FG: Ich wäre sofort dabei, aber das müssten die Autoren entscheiden. ;)

S-P.de: Mögen Sie das Science Fiction Genre? Würden Sie gern mehr Scifi in der Zukunft machen und warum?

FG: Absolut. Ich habe zwar als Kind nie Scifi geguckt, aber die Herausforderungen als Schauspieler dabei mag ich sehr. Es gibt nicht so viele Plätze, wo man so direkt mit den großen Fragen wie Menschlichkeit, usw. umgehen kann. Bei Scifi gibt es da so einen theatralischen Entfernungseffekt, der uns ermutigt, Parallelen zwischen den großen Themen unseres eigenen Lebens zu ziehen und über unsere eigenen Realitäten hier auf der Erde nachzudenken.

S-P.de: Wo sehen Sie den Schwerpunkt Ihrer Arbeit und warum? Film, Theater, Voiceover, Werbung, Fotographie, Regie, Produktion, Schreiben?

FG: Ich liebe Filme. Ich ging zur Theaterschule, weil die Schauspieler, die ich als Kind bewunderte, alle einen Theaterhintergrund hatten. Ich dachte, wenn ich eine lange, abwechselungsreiche Karriere will, sollte ich Theater studieren. Aber der Weg eines jungen Darstellers ist nicht immer gradlinig. Die Leute kommen aus verschiedenen Richtungen zur Schauspielerei. Das Schöne an der Schauspielerei ist, dass das Leben deine Leinwand ist und man sich selbst Möglichkeiten schafft und man von seinen Lebenserfahrungen etwas in seine Arbeit einfließen lassen kann. Ich habe gerade die Arbeit (Voiceover) an einem Film namens "Holiday Barbie" beendet. Ich habe auch schon meine Stimme für Videospiele geliehen, aber das war mein erster Zeichentrickfilm und ich hatte wirklich Spaß dabei. Ich spiele auch einen Verkäufer, der gegen Autos ist, in einer Rundfunkwerbung, die das ganze Jahr über zu hören sein wird. Und ich arbeite zusammen mit Ron auf den Philippinen, der Actionscript-Programmierung macht für eine sehr lustige Webgalerie, die ich für meine Schauspiel- und Werbefotos gemacht habe. Ich habe letzten Sommer Fotos auf Hochzeiten gemacht und die Fotos in mein Blog gepackt und auf meine Foto-Webseite und das hat eine Menge Leute interessiert, die meine Fotos mochte und wo ich jetzt auch auf Hochzeiten fotografieren soll. An diesem Punkt in meinem Leben weiß ich noch nicht so genau, wohin das alles führen wird, aber Hauptsache, ich habe Spaß dabei. Manchmal scheinen die Aktivitäten nicht mit einander verknüpft zu sein, aber aus allem - wirklich allem, ziehe ich Kraft.

S-P.de: Womit punkten Sie als Schauspieler?

FG: Ich denke, ich bin ziemlich flexibel. Ich mag es, unterschiedliche Projekte anzugehen und mich dann sozusagen in die Rolle fallen zu lassen. Ich absorbiere das Skript und sehe, wie überzeugend ich dann in der Realität dieses bestimmten Typs sein kann. Ich würde gern mal ein Historienstück machen oder einen Kriegsfilm Oder ein romantische Komödie mit Drew Barrymore.

S-P.de: Wie sieht es bei Ihnen mit Stunts aus? Wie weit würden Sie gehen und wo müsste ein Stuntman einspringen?

FG: Her mit den Stunts. Solange es eine Matratze gibt, wo ich drauf landen kann, würde ich jeden Tag aus einem brennenden Gebäude springen. Gebt mir einen Fallschirm und ich springe von einer Brücke oder aus einem explodierenden Raumschiff. Ich mag es, wenn ich für eine Rolle engagiert werde, wo ich mich mehrere Wochen vorher mit einem Trainer vorbereiten müsste. Ich bin gut in Form und gehe regelmäßig ins Fitnessstudio, aber ich habe noch nie mit einem persönlichen Trainer gearbeitet. Am liebsten hätte ich so einen Guru-Master-Ninja-Lehrer.

S-P.de: Kommende Projekte? Conventions?

FG: Mein Manager hat mir gerade dieses witzige Skript mit dem Titel "Love Bites" gegeben. Es ist ein unabhängiger Film im Moment, aber offensichtlich hat Sony bereits Interesse gezeigt. Ist alles noch in einem frühen Stadium, aber ich mag das Skript.

Und Conventions? Klar. Wenn mich jemand sehen will, würde ich kommen und mich mit den Leuten, die all dies möglich machen (die Fans von Stargate) treffen. Mein Freund David Nykl , besser bekannt als Dr. Zelenka, hat mir von seinen Trips ein paar tolle Geschichten erzählt. Es wäre toll, mal nach Deutschland zu kommen. Ich wurde in Paris geboren und habe einen Europäischen Pass, aber ich war schon lange nicht mehr drüben, um meine Familie zu sehen und ich war noch nie in Deutschland. Ich würde gern mal für einen Besuch vorbei kommen.

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