Interview mit Patrick Gilmore


Wir kennen Patrick Gilmore als "Dale Volker" in "Stargate Universe" und wir sind dankbar, dass er sich trotz eines engen Terminkalenders die Zeit genommen hat, unseren deutschen Webseitenbesuchern ein paar berufsbezogene Fragen zu beantworten.

49CAN: Wie würden Sie Ihre Rolle "Dale Volker" beschreiben - positive und negative Aspekte?

PG: Volker war ein zuversichtlicher Wissenschaftler auf der Icarus-Basis, aber als er dann so überraschend auf der Destiny landet, muss er, wie alle anderen dort auch, einen neuen Platz für sich in dem Chaos finden. Er hält sich eigentlich relativ zurück, hat aber auch ein paar tiefer gehende Verbindungen geknüpft. Volker hat einen Sinn für dunklen Humor und ein schnelles Mundwerk, was ihm öfter mal Ärger einbringt.

49CAN: Wo sehen Sie "Dale Volker" in fünf Jahren (Entwicklung der Rolle)?

PG: Ich hoffe, er wird überleben und dann auf der Erde sein, aber für mich wäre es schon in Ordnung, wenn er am Leben bliebe, mit einer starken, vertrauensvollen Präsenz unter den Wissenschaftlern an Bord der Destiny oder wo immer uns die Destiny hinbringen wird.

49CAN: Wie haben Sie sich auf Ihr Vorsprechen für "Stargate Universe" vorbereitet?

PG: Das war im Januar 2009. Schauspieler sprechen so oft vor, dass zu einem bestimmten Punkt alles in einander übergeht und man sich an Besonderheiten nicht so genau erinnern kann. Meine Vorbereitung für SGU wäre also folgendermaßen abgelaufen:

Montagc 11:00 Uhr - Anruf des Agenten "Morgen- Vorsprechen"
16:00 Uhr - Email mit Auszug aus Skript und weiteren Details zum Vorsprechen
18:00 Uhr - Verzögerungshaltung aufgeben und Text für Vorsprechen lesen. Szenen und Dialoge durchspielen, während ich mein Haus putze (Vermeidungsverhalten).
20:00 Uhr - Ausgiebiges Abendessen (weiteres Vermeidungsverhalten)
22:00 Uhr - nach ein bisschen Fernseh-Gucken habe ich mein Vorsprechen ausgeblendet. Ich wandere durch mein Wohnzimmer, schreie, murmele, gehe online, um einige Handlungsstränge und Stile der Serie zu recherchieren. Die Details überwältigen mich.

Dienstag
02:00 Uhr morgens - ich gehe ängstlich/erwartungsvoll schlafen, mit dem Material zum Vorsprechen neben mir auf dem Kopfkissen.
09:00 Uhr - ich wache auf, lese die Unterlagen noch mal durch, dusche und übe dann noch mal den Text unter der Dusche.
10:00 Uhr - Ich fahre zum Vorsprechen und übe immer noch.
11:00 Uhr - Vorsprechen

So war es wahrscheinlich für das erste Vorsprechen. Dann kam der Rückruf und es gab noch ein letztes Vorsprechen, an das ich mich besonders erinnern kann, mit Rob (Cooper), Brad (Wright) und Andy (Mikita) im Raum.

49CAN: Hatten Sie ursprünglich für die Rolle des "Dale Volker" vorgesprochen oder gab es noch andere Rollen auf Ihrer Wunschliste bezüglich SGU?

PG: Die meisten Wissenschaftler sprachen ursprünglich für "Brody" vor. Dann beim Rückruf gaben sie um mehr Material, fünf Minuten bevor es in den Vorsprechraum ging. Die neuen Szenen waren für Franklin. Volker existierte im ursprünglichen Skript gar nicht, soweit mir bekannt ist. Sie wollten wohl grundsätzlich sehen, wie wir uns darstellen und dann fanden sie Plätze für uns. Wenn ich damals schon gewusst hätte, was SGU jetzt für mich geworden ist, dann wäre ich sicherlich sehr viel nervöser bei den Vorsprechen gewesen. Ich bin so froh und so dankbar über die Rolle.

49CAN: Wer ist Ihr Lieblings-Stargate-Regisseur und warum?

PG: Da möchte ich mich nicht festlegen. Jeder der üblichen Verdächtigen, von Andy Mikita, Will Waring bis hin zu Peter Deluise, gibt mir jeweils etwas anderes. Jeder hat seinen eigenen besonderen Stil und seine Energie, uns zu leiten und zu motivieren. Nachdem man mit dem einen gearbeitet hat, ist es immer anregend, mit einem neuen Regisseur zu arbeiten, um technisch auf der Höhe zu bleiben. Ich habe eine gute Beziehung zu ihnen allen. Wenn SGU neue Regisseure an Bord bringt, wie z.B. Felix in der ersten Staffel, ist erst einmal jeder neugierig, welcher neue Stil nun auf einen zukommt.

49CAN: Wenn es zu Stunts kommt, wie weit würden Sie da selbst gehen und wann würde ein Stuntman übernehmen müssen?

PG: Ich mache am liebsten so viele Stunts wie möglich selbst. Ich denke, es trägt zur Glaubwürdigkeit und Realität einer Szene bei. Momentan fürchte ich aber, dass ich nicht in der körperliche Verfassung bin, um gewalttätige Bewegungen auszuführen. Wenn ich könnte, würde ich am liebsten alles selbst machen - das wollen wohl - glaube ich - die meisten Darsteller.

49CAN: Andere Talente als die Schauspielerei: Schreiben? Regieführen? Produzieren? Singen? Tanzen?

PG: Das ist wohl noch ziemlich unbekannt - vor einigen Jahren habe ich auf Musikfestivals Opern gesungen. Ich war auch mal Lead-Sänger in einer Band namens 'Lolligagger.' Ich habe allerdings schon seit ein paar Jahren nicht mehr gesungen. Es geht aber nicht über Vorstellungen vor Publikum.

49CAN: Wenn Sie nicht Schauspieler geworden wären, was hätten Sie dann gemacht?

PG: Das Schreckliche ist - ich weiß darauf keine Antwort. Jede andere Karriere würde ich auf jeden Fall im Bereich der Künste suchen und sollte etwas dauerhafter sein - vielleicht eine Autorentätigkeit. Ich kämpfe jeden Tag damit, weil es in letzter Zeit für Schauspieler immer schwerer war, Arbeit zu finden und wahrscheinlich auch in Zukunft nicht leichter wird. Da muss jeder Schauspieler wohl durch. Am besten hat man dann einen Plan B in der Tasche, eine Art Sicherheitsnetz, auf das man sich in den mageren Jahren verlassen kann. Ich arbeite daran.

49CAN: Wenn es ein echtes Stargate gäbe, würden Sie sich trauen hindurch zu gehen und wo würden Sie hingehen, um was zu tun?

PG: Ich bin ziemlich froh da, wo ich gerade bin. Wenn man mit dem Stargate durch die Zeit reisen könnte, würde ich mich vielleicht trauen, aber auf der Erde gefällt es mir ziemlich gut.

49CAN: Weitere Projekte außer "Stargate Universe"?

PG: Ich bin ziemlich beschäftigt gewesen. Ich habe in Joss Whedons Film 'The Cabin in the Woods' mitgewirkt. Ich bin bei der Verfilmung der Biographie von John Wayne Gacy (Titel: 'Dear Mr. Gacy') mit dabei. In einer Episode von "Fringe" (Ende der zweiten Staffel) bin ich aufgetreten. Weitere Details dazu gibt's in der International Movie Data Base (http://www.imdb.com).

49CAN: Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, unsere Fragen zu beantworten und viel Glück für die zweite Staffel.

PG: Danke für die Fragen. ;)

49CAN: Wir bedanken uns auch bei RTL2 und Herrn Hannes Gräbner, die dieses Interview möglich gemacht haben.